Bruder Baderbas und Flussgöttin Gontia verzücken das Publikum im Forum am Hofgarten
Karl Bader alias Bruder Baderbas hat in Günzburg bei der launigen Veranstaltung „Sauber eig’schenkt“ zum Rundumschlag ausgeholt und neben Landes- und Bundespolitikern vor allem den Günzburger Stadtrat mit Oberbürgermeister Gerhard Jauernig kräftig derbleckt.
Bevor der Wanderprediger vor allem den Anwesenden sauber einschenkte, waren Oberbürgermeister Jauernig und Radbrauereichef Georg Bucher auf der Bühne gefordert. Statt eines traditionellen Fassanstichs schenkten die beiden das neue naturtrübe Rad-Weizen der Radbrauerei ein. Beide meisterten diese Aufgabe mit einer perfekten Schaumkrone wie der Moderator des Abends – der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen Gerd Horseling – anerkennend bemerkte.
Mit Lob geizt Bruder Baderbas bekanntlich bei seinen zugleich geliebt und gefürchteten Auftritten – so war es auch bei seinem Premierenauftritt im fast vollständig ausverkauften und mit Maibäumen stimmungsvoll dekorierten Forum am Hofgarten. So wurde aus dem Kultur- und Tagungszentrum kurzerhand eine Mehrzweckhalle, die laut Bruder Baderbas dank der großflächigen Glasfassade mehrere hundert Quadratmeter Anbaufläche für Cannabis biete. Die im Saal aufgestellten Maibäume stammen nach Angaben des Wanderpredigers alle aus der Günzburger Birkenallee: „Herr Deisenhofer, liebe Grüne, zu eurer Beruhigung: die Bäume sind allesamt vegan, bis auf ein paar verirrte Maikäfer. Und sie wurden nachhaltig geerntet, des heißt: Sie sind für immer weg“, sagte Bruder Baderbas mit einer Säge in der Hand.
Günzburg sei für straffreien Cannabis-Konsum dank Legoland perfekt geeignet, führte der Hauptdarsteller des Abends aus: „In Günzburg heißt es schon seit jeher: Legolize it. Die Geschäftsführerin vom Legoland, die Manuela Stone, isch ohnehin scho namenstechnisch dauerhaft `stoned´.“ Dass angeblich eine eigene Hanferlebniswelt mit Plantage und Werksverkauf im Freizeitpark geplant sei, erntete nicht nur bei Manuela Stone kräftig Applaus. Der scheidende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Günzburg Lars Bernhardt plane laut Bruder Baderbas deshalb schon eine „Rastafahndung“.
Ein solches Feuerwerk an Wortspielen begleitete die Gäste durch den kurzweiligen Abend. Günzburgs Ziel, Radstadt zu werden, sei laut Bruder Baderbas schon lange erreicht. „Ja wegen dem Georg seim Bier“, sagte er in Richtung Radbrauereichef Georg Bucher. In Günzburg sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein? Unmöglich, nach dem Empfinden von Bruder Baderbas: „Allein die Streckenführung in der Unterstadt mit Wegende direkt am Friedhof.“
Die örtliche Medienlandschaft zog Bruder Baderbas ebenfalls durch den sprichwörtlichen Kakao. Der Lokalzeitung schlug er die „Operation St. Martin“ vor: „Wir halbieren den Mantel und geben den armen Lokalredaktionen etwas ab.“ Das örtliche BR-Studio glänze durch Abwesenheit, sagte Bruder Baderbas und wandte sich deshalb an die Landtagsabgeordnete Jenny Schack: „Du hasch dieses Studio ja mitaufgebaut. Wer hat des wieder abbaut, Jenny, woisch du des zufällig?“
Lob gab es für die Einigkeit im Günzburger Stadtrat – im Gegensatz zur Ampel unter Bundeskanzler Olaf Scholz. Für etwas Unfrieden in der Großen Kreisstadt würde Bruder Baderbas gerne sorgen. Die „brennerähnlichen Zustände beim Schwerlastverkehr in der Unterstadt“ würden sich dafür hervorragend eignen. Ein GZ-Mautprojekt wäre die Lösung für alle Parkproblematiken, prophezeite Bruder Baderbas. „Eine geniale Idee, vielleicht sollten wir diesen Vorschlag auf die nächste Tagesordnung im Stadtrat nehmen“, sagte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig mit deutlichem Augenzwinkern nach der Veranstaltung.
Nachdem die Stadtkapelle Günzburg unter der Leitung von Benedict Waldmann musikalisch auf den unterhaltsamen Abend einstimmte, trat Gontia in Erscheinung. Im Kleid des Rettenbacher Modeateliers Wistuba verkörperte mit Julia Ehrlich die Pressesprecherin der Stadt Günzburg die Flussgöttin und Namenspatronin Günzburgs. Ihre Beschwerde gleich zu Beginn: Statt von ihrem Brunnen auf dem Marktplatz in die schöne Unterstadt zu schauen, muss sie „allaweil die Ossis aus Reischburg aschaua“. Immerhin sei sie nach 2000 Jahren endlich mal zu einer Veranstaltung eingeladen worden – zu einem Bierfest in Günzburg komme sie gerne. Und nicht nur sie.
Auch Jörg Hurler von der Bäckerei in Leinheim kam gerne, und das mit einer tragenden Rolle. Er trug am Ende des kurzweiligen Abends Schwabens größten Glückskeks auf die Bühne, in dem die Antwort auf die Frage steht, wie es den Menschen geht und wie es weitergeht. Die Antwort: MAIESMUASJA – Mei, es muss ja.
Mit viel Applaus wurde Bruder Baderbas ebenso verabschiedet wie Hermann Skibbe, der die Rede konzipierte und mit seiner Band Schwablantis einen kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt hinlegen. Aus dem bekannten Lied der Schlümpfe wurde das Lied der Schölze, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Ampelregierung aufs Korn genommen wurde.
„Sauber eig’schenkt“ wurde gemeinsam von Hermann Skibbe, Radbrauereichef Georg Bucher und der Stadt Günzburg veranstaltet. Kulturamtsleiterin Karin Scheuermann zog ein positives Fazit und sagte: „Alle Akteure auf der Bühne haben die Besucher wunderbar unterhalten. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung mit einem Programm, das es so noch nicht annähernd in unserem Forum gegeben hat.“ Profiteur der Veranstaltung sind auch „Ein Herz für Günzburg“ und die „Kartei der Not“, ein Teil des Erlöses geht an die beiden Stiftungen.