Der Günzburger Stadtrat und die Verwaltungsspitze tagten in Eppingen und Heilbronn
Im Jahr 2015 begaben sich der damalige Günzburger Stadtrat und die Spitzen der Stadtverwaltung erstmals zu einer Klausurtagung. Neun Jahre später ging es statt ins fränkische Gunzenhausen für zwei Tage nach Baden-Württemberg, wo gleich zwei Orte besucht wurden: Heilbronn und Eppingen. Standen 2015 die Themen Heimatmuseum, Baurecht und Barrierefreiheit im Vordergrund, drehte sich in diesem Jahr alles um die Landesgartenschau 2029.
Günzburg trägt in fünf Jahren die Landesgartenschau aus und wird damit Gastgeberin für unterschiedlichste Menschen aus Nah und Fern sein. Welche Erfahrungen haben andere Städte in ihren Planungen gemacht und was können die Günzburger Organisatoren davon lernen? Um das noch besser beurteilen zu können, besuchten ein Großteil des Günzburger Stadtrats sowie die Spitzen der Verwaltung die Große Kreisstadt Eppingen, Austragungsort der Landesgartenschau 2022, und Heilbronn, Austragungsort der Bundesgartenschau 2019.
Eppingen trug die Landesgartenschau 2022 aus
Eppingen ist in mehreren Punkten mit Günzburg vergleichbar: Die 22.000-Einwohner-Stadt nahe Heilbronn hat durch die Lage am Fluss Elsenz und dem Hilsbach eine starke Verbindung zum Wasser und überzeugt mit einer sehenswerten pittoresken Altstadt. Oberbürgermeister Klaus Holaschke gab zusammen mit Bürgermeister Peter Thalmann, der als Betriebsleiter gesamtverantwortlich für den Bau und die Durchführung der Gartenschau war, den Günzburger Vertretern einen tiefen Einblick.
Ziel Eppingens war es, auf dem elf Hektar großen Gelände Daueranlagen mit bleibenden Werten für die Stadt und seine Bürger zu schaffen, die Stadt zukunftsfähig zu entwickeln und den Bezug zu den Flussläufen zu stärken – Punkte, die auch in Günzburg eine große Rolle spielen. Rund 80 Prozent der Gartenschaufläche blieben in Eppingen in ihrer Nutzung bestehen.
So entstanden in Eppingen unter anderem ein Stadtweiher samt Park, historische Gärten, ein großangelegter Spielplatz und eine barrierefreie Altstadtpromenade. Fast 400.000 Besucher kamen an 136 Tagen auf das Gartenschaugelände in Eppingen, das Investitionsvolumen betrug etwa 14 Millionen Euro. Peter Thalmann und Klaus Holaschke wiesen darauf hin, dass eine gute Planung und ehrenamtliches Engagement stark über den Erfolg oder Misserfolg einer Gartenschau entscheiden. Peter Thalmann zeigte auf, dass in Eppingen die Parkplatzsituation mit einem zentralen Parkplatz am Stadtrand und einem Shuttlebus sehr gut gelöst wurde. Wichtig sei auch ein attraktives Veranstaltungsprogramm, bei dem man sorgfältig Schwerpunkte setzen müsse.
Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig zeigte sich vom Engagement der Eppinger Bürger mit fast 400 ehrenamtlichen Helfern beeindruckt: „Eindrucksvoll wurde uns gezeigt, wie wichtig die Menschen vor Ort sind. Ich freue mich über jeden, der sich mit Ideen in Günzburg in die Landesgartenschau 2029 einbringt und daran mitwirkt.“
Die Geschäftsführerin der Landesgartenschau Günzburg 2029 GmbH Karin Scheuermann lobte die durch die Gartenschau entstandene Verbindung zwischen der Stadt Eppingen und den Flüssen: „Es ist ein vorbildliches Beispiel, wie Flüsse erlebbar geworden und innerstädtische Orte der Erholung direkt am Wasser entstanden sind.“
Mehr als zwei Millionen Besucher auf der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn
Am zweiten Tag berichtete Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel über die 130.000 Einwohner zählende Großstadt, die in den vergangenen Jahrzehnten drei große Umbrüche erfahren hat: von der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am 4. Dezember 1944 und dem raschen Wiederaufbau, dem Wirtschaftswunder von 1959 bis 1971 und der seit 2005 stattfindenden Transformation von einer Industrie- hin zu einer Wissensstadt. Diese Transformation wäre ohne die Unterstützung des Heilbronner Unternehmers Dieter Schwarz, der die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland aufgebaut hat, und der nach ihm benannten Dieter-Schwarz-Stiftung in diesem Umfang nicht möglich gewesen, erzählte Oberbürgermeister Mergel.
Danach ging Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH, auf die Bundesgartenschau 2019 und die dadurch umgesetzten Stadtentwicklungsprojekte ein. Der Neckar sei, obwohl er durch die Stadt fließe, bei vielen Menschen vor Ort nicht mehr bewusst wahrgenommen worden. Der Fluss sollte wieder erlebbar werden – deshalb wurde unter anderem eine mit täglich rund 30.000 Autos befahrene Straße direkt am Ufer ersatzlos abgerissen und eine Grünfläche angelegt. Es entstand das komplett neue Stadtquartier „Neckarbogen“, das mit preisgekrönter Architektur und großzügigen Grün- und Wasserflächen von sich reden macht. Mehrere Spiel- und Sportanlagen und 1,5 Kilometer Uferlandschaften am Neckar seien laut Faas ein weiteres nachhaltiges Erbe der Bundesgartenschau in Heilbronn.
Faas gab der Günzburger Delegation den Tipp, bei allen Projekten und Veranstaltungen rund um die Gartenschau auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Lieber sollte man auf etwas verzichten, als es billig zu realisieren – darunter leider die Qualität und letztendlich die Akzeptanz bei den Besuchern und den Menschen vor Ort. Das Geheimnis einer erfolgreichen Gartenschau betreffe die Identifikation der Bürger mit der Veranstaltung.
Günzburg und seine Ziele für die Landesgartenschau 2029
In Günzburg sind drei Gartenschaugelände über die Stadt verteilt vorgesehen, die von unterschiedlichem landschaftlichem Charakter geprägt sind. „Wir möchten diese langfristig aufwerten und klug mit einem grünen Band verbinden“, sagt Gerhard Jauernig zu einem der Ziele. Ein Großteil dessen, was im Rahmen der Gartenschau geschaffen wird, wird die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Bürger sowie der Gäste nachhaltig verbessern. Unter dem Motto „Stadt am Wasser“ sollen zukünftig die Flächen entlang der Flüsse erschlossen und neue Verbindungen von der Innenstadt ans Wasser geschaffen werden.
Einen internen Austausch gab es auf der Klausur über die Ausgestaltung des geplanten Steges zwischen dem Auwegareal über die Donau in Richtung Waldbad. Auch über mögliche weitere Nutzungsformen auf dem Gelände wurden intensiv gesprochen. „Die Landesgartenschau wird viel mehr als eine reine Blumenschau. Es ist nicht nur der Impulsgeber für die Stadtentwicklung, sondern der Motor dafür. Diese Leistung wollen wir bestmöglich nutzen und unterschiedliche Baumaßnahmen umsetzen“, sagt Oberbürgermeister Gerhard Jauernig.