Von Deffingen bis Wasserburg: Günzburg und seine sieben Stadtteile
Das Bild Günzburgs wäre unvollständig ohne seine Stadtteile. Während sich die Gemeinde Nornheim bereits 1972 der Stadt Günzburg anschloss, wurden die anderen sechs Stadtteile Deffingen, Denzingen, Leinheim, Reisensburg, Riedhausen und Wasserburg im Zuge der Gebietsreform im Jahr 1978 in die Stadt Günzburg eingemeindet und verloren ihre kommunale Selbständigkeit. Heute bilden sie zusammen die Große Kreisstadt Günzburg mit rund 21.000 Einwohnern.
Auch wenn die Stadtteile in die Gemeinschaft der Stadt Günzburg eingebettet sind, haben sie dennoch ihren Charakter als selbständige Ortschaften erhalten: Eine wichtige Rolle spielt hierbei das aktive Vereinsleben in den einzelnen Orten.
Deffingen
Deffingen liegt auf der Günztalterasse an der Autobahnausfahrt Günzburg und der Bundesstraße B 16. Urkundlich erwähnt wurde Deffingen erstmals im 12. und 13. Jahrhundert als Besitztum der Herren „de Tafingen“. Deren Burg stand auf dem Schlossberg am nördlichen Ortsrand, der jedoch 1839 abgetragen wurde. Die zum Berg führende Schlossgasse erinnert noch heute an die einstige Anlage. Durch Kauf gelangte Deffingen im Jahr 1571 an die Stadt Günzburg. Als markantes Baudenkmal hat sich die Ulrichskirche im Ortszentrum erhalten. Diese weist im Chor noch bauliche Spuren der späten Gotik auf. Im Zuge des bayerischen Gemeindeedikts wurde Deffingen 1818 zur selbständigen Gemeinde und blieb es bis 1978. Heute hat Deffingen etwa 630 Einwohner.
Denzingen
Denzingen liegt südlich von Günzburg in dessen unmittelbarer Nachbarschaft und erstreckt sich vom Günztal bis hinauf auf die Höhe des Günztalrandes. Mit seinen neolithischen und römischen Siedlungsspuren gehört der Ort zum ältesten Siedlungsgebiet in der Umgebung der Stadt. Urkundlich erwähnt wurde Denzingen erstmals im 12. Jahrhundert, als der Kleriker Sigeboto von Günzburg eine Mühle zu „Tainzingen“ an das Kloster St. Ulrich und Afra zu Augsburg schenkte. Am 12. September 1944 erfolgte ein amerikanischer Bombenangriff auf Denzingen, bei dem 9 Menschen starben und zahlreiche Bewohner verwundet wurden. Als Baudenkmal hat sich die Filialkirche St. Anna erhalten, deren Bau vermutlich zurück ins späte Mittelalter reicht. Baulich wuchs Denzingen bereits vor der Eingemeindung mit Günzburg zusammen und hat heute 1.500 Einwohner.
Leinheim
Leinheim liegt am Südhang des Ost-West-Einschnittes, den die Autobahn benutzt, um die Höhe zwischen Günz und Kammel zu überwinden. Zur Gemeinde gehört auch der nahe Nornheim gelegene Sonnenhof. Offensichtlich entstand der langgestreckte Ort aus mehreren Teilsiedlungen. Die Herrschaft über den Ort hatten im Mittelalter wahrscheinlich die Herren von Roth inne. Jedenfalls sind diese im 14. Jahrhundert mehrfach als „zu Leinheim“ gesessen beurkundet. 1454 gelangte Leinheim in den Besitz der Stadt Günzburg. Als Baudenkmäler haben sich die Kirche St. Blasius und das Schulhaus erhalten. Die Kirche wurde 1715 erbaut und 1955 letztmals renoviert. Das Schulhaus wurde 1820 errichtet und zuletzt 1950 erweitert. Vorher wurde vermutlich auf einem Hof unterrichtet, der den Hausnamen „beim Schulmeister“ führte. Heute nennen sich etwa 630 Menschen "Leinheimer".
Nornheim
Nornheim liegt auf der fruchtbaren Höhe zwischen Günz und Kammel. Erstmals erwähnt wurde der heutige Stadtteil Günzburgs in einem päpstlichen Schutzbrief aus dem Jahr 1209. Darin wurde dem Kloster Ursberg der Besitz eines Gutes zu „Nordrunhain“ bestätigt. Das bedeutendste historische Gebäude ist die Filialkirche St. Erhard, die 1631 anstelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus aus dem 12. oder 13. Jahrhundert errichtet wurde. Aus der überraschend reichen Ausstattung sind vor allem ein Stuckaltar mit einem Gemälde des Günzburger Malers Franz Joseph Bernhard de la Pesterie von 1738 und eine spätgotische Muttergottesfigur aus dem späten 15. Jahrhundert bemerkenswert. Nornheim verfügt über ein Montessori-Kinderhaus und hat 666 Einwohner.
Reisensburg
Reisensburg liegt in einem Talkessel am nordöstlichen Rand von Günzburg. Wahrzeichen des Ortes und des ganzen Landkreises ist die Reisensburg. Diese wurde im 6. Jahrhundert erstmals als Feste Rizinis erwähnt und galt den Alemannen als bedeutende Befestigung. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten zählen die Pfarrkirche St. Sixtus aus dem 18. Jahrhundert und der Kreuzberg (ehemals Kalvarienberg). 1747 wurde der Kreuzweg offiziell errichtet und eingeweiht und 1828 mit dem Bau der Kreuzbergkapelle abgeschlossen. Die städtischen Anlagen am Ortsrand wurden 1814 auf Anregung des Oberförsters Gottlieb von Greyerz angelegt. 1889 gelangte der Bürgerpark in den Besitz der Stadt Günzburg, die die Anlagen zu ihrem 200-jährigen Bestehen 2015 grundlegend sanierte und neu eröffnete. Reisensburg verfügt über einen katholischen Kindergarten, eine Grundschule mit angeschlossener Turn- und Mehrzweckhalle und ist zudem Sitz des Tagungs- und Wissenschaftszentrums der Universität Ulm. Reisensburg hat etwa 2.100 Einwohner.
Riedhausen
Riedhausen liegt 8,5 km nördlich von Günzburg nahe der württembergischen Grenze und inmitten des weiten Donaumooses mit seinen unzähligen Baggerseen. Spuren eines Burgstalls im Ort erinnern daran, dass Riedhausen im Mittelalter Sitz eines sich nach dem Ort nennenden ritterlichen Geschlechts war. Erstmals urkundlich erwähnt wird ein Ritter „Fredericus de Riethusen“ im Jahr 1219. Erst im 15. Jahrhundert ist die Ortsherrschaft wieder bekannt; damals teilten sich die Söhne des Ulmer Patriziers Hans Strölin d. Ä. die Güter zu Riedhausen. Wegen drückender Schuldenlast infolge des 30-jährigen Krieges standen die Untertanen zu Riedhausen mit der Gutsherrschaft seit 1675 in einem Pachtverhältnis, das bis 1921 bestand. Neben der Lösung aus dem Pachtverhältnis war der Zuzug von Siebenbürger Sachsen nach dem Zweiten Weltkrieg, durch den sich die Einwohnerzahl beinahe verdoppelte, ein Meilenstein der jüngeren Geschichte des Dorfes. Riedhausen hat rund 430 Einwohner.
Wasserburg
Wasserburg liegt zwischen Günz und dem westlichem Talrand, entlang des Kötzer Wegs. Mit seinen Siedlungen wächst es im Südwesten auf die Höhe des Günztalrandes; im Norden verzahnt sich der Ort baulich mit Günzburg. Die namensgebende (Wasser-)Burg wurde im Mittelalter zwischen zwei Arme der Günz errichtet und soll 1465 auf Befehl Kaiser Friedrichs III. angezündet und dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Nach mehrfachen Besitzerwechseln (u.a. Bürgermeister Christa Wall) ging Wasserburg 1719 an den Oberstjägermeister Johann Josef Freiherr von Imhof zu Untermeitingen. Dieser baute die bestehende Mühle zu einem freiadeligen Ansitz aus, ließ im Umfeld einige Wohnhäuser errichten und legte so den Grundstein für das heutige Dorf Wasserburg, das 1748 in den Besitz der Stadt Günzburg überging. Wasserburg verfügt über einen Kindergarten sowie eine Grund- und Mittelschule und hat heute rund 940 Einwohner.